Johann Burgschwaiger
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Geboren: 1. Juni 1892
Deportiert: 21. April 1941 nach Hartheim, wo er ermordet wurde Johann Burgschwaiger, geboren am 1. 6. 1892 in St. Veit, war der ledige Sohn von Maria Steinbacher und hieß damals auch Steinbacher. Die Mutter Maria und die Großmutter Barbara Steinbacher kamen in St. Johann im Pongau zur Welt und lebten in Einöden. 1869 heiratete Barbara Steinbacher Georg Burgschwaiger und zog mit ihrer fast zweijährigen Tochter Maria nach St. Veit. Mit 23 Jahren brachte diese ihren Sohn Johann zu Welt. 1897 wurde aufgrund des Erlasses der kaiserlichen – königlichen Landesregierung Salzburg der Schreibname der Mutter und des Kindes auf „Burgschwaiger“ geändert. Johann Burgschwaiger wurde am 13. 3. 1931 in der Anstalt Schloss Schernberg mit der Diagnose„Traumatische Epilepsie“ aufgenommen und arbeitete in der Landwirtschaft. Die Privatanstalt Schloss Schernberg wurde vom Orden der Barmherzigen Schwestern geführt. Anna Bertha Königsegg, Leiterin und Visitatorin der Salzburger Ordensprovinz, protestierte vehement gegen die nationalsozialistische „Euthanasie“. Mit ihrer Verhaftung durch die Gestapo am 16. April 1941 verloren die Pflegebedürftigen ihren Schutz. Nach dem ersten Abtransport der 115 Pfleglinge im April 1941 war in der Schwarzacher Bevölkerung die Aufregung so groß, dass an der Gemeindtafel die Warnung angeschlagen wurde: „Wer noch von Schernberg redet, habe eine Strafe von 200,- Reichsmark zu erwarten.“ Der Schernberger Pfleger Friedrich Zehentner, der sich weigerte beim Abtransport mitzuwirken und den Angehörigen davon erzählte, kam wegen Verbreitung „unwahrer Gerüchte“, ein Delikt nach dem Heimtückegesetz, sechs Monate in Haft. Einen Monat später erfolgte am 20. Mai 1941 der zweite Transport. Er bestand aus fünf Frauen und drei Männern, darunter befand sich Johann Burgschwaiger. Zur Tarnung wurden sie in die Landesheilanstalt nach Salzburg gebracht, wo sie tags darauf dem Transport nach Linz/Niedernhart angeschlossen wurden. Mehrere Pfleglinge, die auf der Liste standen, waren nicht auffindbar, da die Schwestern sie rechtzeitig zum Schwammerlsuchen in den Wald geschickt hatten. Insgesamt konnten 17 Personen gerettet werden. Im Totenbuch der Pfarre St. Johann im Pongau ist zu lesen, dass Johann Burgschwaiger am 4. Juni 1941 um 4.35 in Hartheim bei Linz starb. Als Todesursache wird Status epilepticus angegeben. Sowohl das Todesdatum als auch die Todesursache sind gefälscht. Sterbefälle wurden beim Sonderstandesamt Hartheim immer 14 Tage bis 3 Wochen nach dem Transport datiert. Es ist davon auszugehen, dass Johann Burgschwaiger bereits Ende Mai ermordet wurde. Die Urne mit der Asche, die den Angehörigen auf Wunsch und gegen Bezahlung zugeschickt wurde, bestand aus Rückständen des Krematoriums. Die Beisetzung dieser Urne erfolgte am 13. Juli 1941 auf den Friedhof von „Markt Pongau“, so hieß damals St. Johann/Pg. |
Quellen:
Landesarchiv | Salzburg
Dokumentationsstelle Hartheim | Documentation Centre Hartheim, Schlossstraße 1, 4072 Alkoven
Archiv der Erzdiözese Salzburg
DÖW
Reschreiter, Walter: LEBENS(UN)WERT „NS-Euthanasie in Land Salzburg“ | Begleitpublikation zur Ausstellung, 2007
Recherche: Florian Pichler | Michael Mooslechner| Annemarie Zierlinger
Landesarchiv | Salzburg
Dokumentationsstelle Hartheim | Documentation Centre Hartheim, Schlossstraße 1, 4072 Alkoven
Archiv der Erzdiözese Salzburg
DÖW
Reschreiter, Walter: LEBENS(UN)WERT „NS-Euthanasie in Land Salzburg“ | Begleitpublikation zur Ausstellung, 2007
Recherche: Florian Pichler | Michael Mooslechner| Annemarie Zierlinger