Josef Brugger
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Geboren: 12. März 1880
Deportiert: 21. April 1941 nach Hartheim, wo er ermordet wurde Josef Brugger wurde am 12. März 1880 in St. Johann im Pongau geboren. Er war der Sohn der Hausbesitzersleute Johann und Elisabeth Brugger, wohnhaft im Finsterhaus Markt 50, heute Hauptstraße 21 a. Derzeit befindet sich in diesem Gebäude das Friseurgeschäft Hair Hannes. Josef war ein guter Schüler und lernte nach seinem Schulabschluss bei seinem Bruder das Tapezierergewerbe und machte die Ausbildung zum Sattlermeister. Über seine Einberufung in den Krieg schrieb er: “Im Weltkriege 1914 war Serbien der grausigste Kriegsschauplatz am Anfang. Da sind Regimenter und Regimenter verblutet, verstümmelt als Helden fürs Vaterland ihr junges Leben geopfert. Im Oktober, November immer Vormarsch, Eroberung. Am 6. Dezember Nikolaustag, der Rückzug gekommen, das war so grauenhaft, da schweigt die Erzählung. Ich war noch jung, gesund und ledig.“ Im Februar 1919 heiratete Josef Brugger Rosina Deutinger aus Mittersill. Das junge Ehepaar wohnte im Stefflmoosschlössl, Rettenstein 34. Die 20ig jährige Frau starb im November 1919 im Wochenbett an Geburtsblutung und Herzlähmung, der Sohn kam tot auf die Welt. Der Witwer zog ins elterliche Haus und heiratete 1922 im Alter von 42 Jahren Emma Larcher, 33 Jahre alt. Sie hatten vier Kinder, eines starb an Blinddarmentzündung. Beide bauten das Haus um, nahmen Kredite auf und machten aus dem Stall der Remise ein doppeltes Geschäftshaus und beherbergten Gäste. Die weltweite Weltwirtschaftskrise (ab 1929) ging auch an St. Johann nicht vorüber. Die Aufträge und die Gäste blieben aus und die Schulden konnten nicht mehr zurückgezahlt werden. In seiner Not wandte sich Josef Brugger an den Landeshauptmannstellvertreter Monsignore Neureiter mit der Bitte, beim Bau der Großglocknerhochalpenstraße Tapeziererarbeiten für den Barackenbau zu erhalten. Ein andermal ersuchte er ihn um sechs bis acht einfache Eisenbetten, Matratzen könne er selbst herstellen. So könne er Unterkunftsmöglichkeiten schaffen für Schifahrer, die nicht in Gasthöfe gehen wollen. Durch die Vermietung dieser Betten erhoffte er sich bescheidene Einnahmen. Aber jegliche Unterstützung blieb aus und es drohte die Zwangsversteigerung. Der Gesundheitszustand von Herrn Brugger verschlechterte sich und in ihrer Verzweiflung schrieb Frau Brugger an Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl: “Erlaube mir ein Bittgesuch zu stellen, in dem durch die Einleitung der Zwangsversteigerung der Hypothekenbank mein ehrlicher Familienvater, ein alter ehrlicher Geschäftsmann, heute nur wegen der nicht zu bewältigenden Zinsenlast gewaltsam entmündigt, unter Kuratel gestellt wird!“ Herr Brugger empfand die Schätzungen seines Besitzes als Spott und große Ungerechtigkeit und versuchte sich dagegen zu wehren. Schließlich wurde er wegen Geistes-Schwäche beschränkt entmündigt mit der Begründung, dass sich wahrscheinlich nach den erlittenen Schlaganfällen eine Urteilsschwäche und ein Intelligenzdefekt entwickelt haben. 1935 wurde die Zwangsversteigerung vollzogen. Josef Brugger kam als Pflegling in die Privatanstalt Schloss Schernberg, die vom Orden der Barmherzigen Schwestern geführt wurde. Anna Bertha Königsegg, Leiterin und Visitatorin der Salzburger Ordensprovinz, protestierte energisch gegen die nationalsozialistische „Euthanasie“. Mit ihrer Verhaftung durch die Gestapo am 16. April 1941 verloren die Pflegebedürftigen ihren Schutz. Josef Brugger befand sich unter den 115 Pfleglingen, die am 21. April 1941 von Schernberg nach Hartheim deportiert und dort in der Gaskammer ermordet wurden. |
Quellen:
Landesarchiv | Salzburg
Dokumentationsstelle Hartheim | Documentation Centre Hartheim, Schlossstraße 1, 4072 Alkoven
Archiv der Erzdiözese Salzburg
DÖW
Recherche: Florian Pichler | Eduard Stofferin | Annemarie Zierlinger
Landesarchiv | Salzburg
Dokumentationsstelle Hartheim | Documentation Centre Hartheim, Schlossstraße 1, 4072 Alkoven
Archiv der Erzdiözese Salzburg
DÖW
Recherche: Florian Pichler | Eduard Stofferin | Annemarie Zierlinger