Kaspar WindDas "Pöllnhaus": Hier hat Kaspar Wind, bis zu seiner Verhaftung, im 2. Stock gewohnt.
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Geboren: 11. September 1902
Verstorben: 28. Oktober 1944 Kaspar Wind wurde am 11. September 1902 in Forstau geboren. Er war ein gelernter Maschinenschlosser und hatte in St. Johann/Pg. eine Zementwarenzeugung. In seiner Werkstatt im Keller des alten „Gassnerhauses“ (heute Liechtensteinklammstr. 3) wurden Dachziegeln und an der Kleinarler Ache Kanalrohre hergestellt. Mit seiner Frau und Tochter wohnte er im „Pöllnhaus“ (heute Pöllnstr. 2). Ihre Tochter Kathi starb früh an Blutvergiftung. Kaspar Wind war ein überzeugter Gegner des Nationalsozialismus und stand auch öffentlich zu seiner Haltung. Schon 1932 stellte er ein Mitglied des St. Johanner Trachtenvereins wegen des Tragens eines Hakenkreuzes unter dem Trachtenzeichen zur Rede. Im Februar 1942 wurden Kaspar Wind, Alfred Schützer, Josef Höller und Alfred Prinz (alle aus St. Johann/Pg.) und Hedwig Schmidpeter aus Mitterberghütten wegen „Rundfunkverbrechens“ festgenommen. Ihnen wurde vorgeworfen, in den letzten zwei Jahren absichtlich ausländische Sender gehört und die Nachrichten vorsätzlich verbreitet zu haben. Erinnerungen von Erich Winkler Kaspar Wind war der Firmpate von Erich Winkler. Seine Werkstätte befand sich neben dem Elternhaus von Erich Winkler. „Wir als Buben haben oft eine Mark verdient, weil wir die Platten des Zementdaches und die Zementrohre geputzt und eingeölt haben. Mein Vater war Schmied und hat mit Kaspar Wind zu tun gehabt, weil er ihm seine Geräte reparierte. Vis-à-vis von der Straße, direkt an der Ache, erzeugte Kaspar Wind Zementrohre. Er hatte eine Stampfmaschine, beschäftigte einige Hilfskräfte, später auch russische Kriegsgefangene. Seine Sekretärin war Gretl (= Margarethe) Oblasser, sie hatte über dem Kellergewölbe der Werkstatt in einem länglichen mit Holz beschlagenem Gebäude ein Büro. Das gehörte zum Gassner. Kaspar Wind war ja mein Firmgöd. In der Nazizeit haben viele sich das nicht getraut. Ich war 12 Jahre alt und wurde in St. Johann gefirmt, da gab es keinen Bischof. Nach der Firmung gingen wir ins Gasthaus Scherer (heute RAIKA) mittagessen. Anschließend wollten einige Kegelscheiben und ich war der „Kegelbua“. Am Abend bekam ich vom Firmgöd fünf Mark und er sagte: „So Bua, jetzt kannst hoamgeh.“ Das war mein Firmtag. Es war im Jahr 1944. Beim Holzholen sah ich vor dem „Buderhaus“ ein riesiges Auto. Ich war neugierig, ging hin und erblickte im Innern Kaspar Wind, der mir mit den gefesselten Händen deutete, ich solle verschwinden. Wie ich mich umdrehte, schrie mich schon ein Gestapobeamter an. Ich musste meinen Vater holen. An diesem Tag wurden von hier Alois und Theresia Buder, Kaspar Wind, Margarethe Oblasser und Anton Mayer verhaftet.“ Die Verhaftung Kaspar Wind kannte Karl Rupitsch näher, er wurde von ihm mit unerlaubt geschlachtetem Fleisch versorgt. Als dieser im November 1943 wegen „Schwarzschlachtungen“ in das Gerichtsgefängnis Markt Pongau eingeliefert wurde, organisierte Kaspar Wind gemeinsam mit dem Gendarmeriebeamten Wilhelm Anderle, der Gefängnisverwalterin Anna Wimpissinger und dem Autofrächter Alois Buder dessen Flucht nach Taxenbach. In Zusammenhang mit der Zerschlagung der Goldegger Deserteursgruppe und der Gefangennahme von Karl Rupitsch am 2. Juli 1944 wurden am 11. Juli 1944 in St.Johann/Pg. folgende Personen verhaftet: Kaspar Wind, Alois und Theresia Buder, Theresia Steinlechner, Margarethe Oblasser, Anton Mayer, Wilhelm Anderle und Anna Wimpissinger. Kaspar Wind wurde in das Polizeigefängnis Salzburg überstellt und dort schwerst misshandelt. Seine ehemalige Angestellte, Margarethe Oblasser (verh. Vogl) berichtete 1947, dass sie Kaspar Wind vorgeführt wurde und dabei sein arg verschwollenes Gesicht bemerkte. Er riet ihr, alles zuzugeben, um nicht so geschlagen zu werden wie er. Nach den Verhören in Salzburg wurde Margarethe Oblasser am 27. August 1944 mit anderen Frauen, darunter auch Theresia Buder, in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Im Mai 1945 wurde sie befreit und kehrte in langen Fußmärschen nach St. Johann/Pg. zurück. Kaspar Wind wurde am 12. August 1944 in das Konzentrationslager Mauthausen eingeliefert. Seine Häftlingsnummer war 82.838. Am 28. Oktober 1944 wurde Kaspar Wind gemeinsam mit Karl Rupitsch, Alois Buder und August Egger in Mauthausen auf Befehl des Reichsführers SS, Heinrich Himmler hingerichtet. Eine Gedenktafel am Eingang der Urnenkapelle im Friedhof St. Johann/Pg. erinnert an ihn. |
Quellen:
Franz Kottira | Kindheit und Jugend in der NS-Zeit | www.webnet.at/kottira/ns-jugend.htm
www.goldeggerdeserteure.at
DÖW | SLA
Robert Stadler und Michael Mooslechner | St. Johann/Pg. 1938–1945
Gespräch mit Erich Winkler | St. Johann/Pg. | 17. November 2015
Recherche: Christel Hofer | Michael Mooslechner | Richard Reicher | Eduard Stofferin | Annemarie Zierlinger
Franz Kottira | Kindheit und Jugend in der NS-Zeit | www.webnet.at/kottira/ns-jugend.htm
www.goldeggerdeserteure.at
DÖW | SLA
Robert Stadler und Michael Mooslechner | St. Johann/Pg. 1938–1945
Gespräch mit Erich Winkler | St. Johann/Pg. | 17. November 2015
Recherche: Christel Hofer | Michael Mooslechner | Richard Reicher | Eduard Stofferin | Annemarie Zierlinger